Ins Wasser gefallen oder: China verstehen - ein schweres Unterfangen

Die Fahrt zum Detian-Wasserfall ist ins Wasser gefallen - erst bescherte uns Nesat Unwetter und dann regnen gerade und wohl auch morgen noch die Ausläufer Nalgaes auf uns herab. Ich weiß nicht, wie westliche Medien über die zwei berichtet haben, jedenfalls sind sie als Taifune ungemütliche Zeitgenossen die uns hier - 2 Autostunden im Inland und zwischen den Bergen - jedoch nur heftigen Wind und Regen beschert haben. Unsere Befürchtungen, dass Johannes aufgrund des Wetters nicht kommen könnte, haben sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, nur kam er mit einiger Verspätung an - der Zug bummelte wohl über die Streckenabschnitte in Überschwemmungsgebieten...

Manche Ecken auf Patricks Campus waren bis zu den Knien geflutet und auch unser Bus (nochmal nach Yangmei) fuhr durch eine Pfütze an einer Frau vorbei, die mitsamt ihrem Fahrrad bis zu der Hüfte im Matschwasser steckte. 

Ansonsten war die Reaktion der Chinesen jedoch in etwa diese auf unsere Nachfrage wegen des Taifuns: "achso, ja, es regnet wohl mmal wieder etwas..." und so ähnlich war es auch. Nur eben seeehr lange. Und da die Strecke nach Detian auch bei trockenen Straßen nicht ohne ist, war eine Reise dorthin leider nicht drin...

Also sitzen wir in Nanning und füllen die Zeit mit neuen Ideen - und neuem Wissen: Zwar haben wir am Sams- und Sonntag viel gechillt aber auch viele neue Vokabeln gelernt. Johannes entpuppt sich mal wieder als Sprachgenie: Sehr beeindruckend! :)

Aber auch Ebru und ich haben schon einige Vokabeln mehr auf Lager als noch letzte Woche.

Und gestern haben Ebru und ich Johannes und Patrick durch Yangmei - die "Schönheit am Yong Jiang (Yong-Fluss)" - geführt. Auch wenn Johannes die Gelegenheit natürlich für's Ausfragen Patricks nach neuen Vokabeln missbraucht hat... Aber auch das hat viel Spaß gemacht. Und die Fahrt hin und zurück war durch die schönen Plantagen und Felder mal wieder echt nett und durch den schaukelnden Bus (die Schlaglöcher werden von Mal zu Mal tiefer) auch echt aufregend. Besonders die Rückfahrt: Der Bus war so voll gequetscht, dass Ebru und Patrick stehen mussten: Er auf einer Stufe direkt an der Tür, Ebru auf den 5 Zentimetern neben mir, den Kopf eingezogen: Der Bus war nicht für stehende Menschen gemacht, außer sie sind unter 1 meter 40...

Nachdem wir in Yangmei nochmal den Ernst des Lebens sehen konnten und uns daran erinnern, dass die Menschen hier ihre Tiere noch selber schlachteten, machten wir uns - müde, aber zufrieden - auf den Weg in die Zhongshan-Lu, eine Straße, in der man für 1 Yuan Ekeltofu an Ständen oder für das 400-fache Schildkröte, Schlange und Krokodilshiern und so ein Zeug bekommen kann. Wir waren jedoch nicht so experimentierfreudig und haben etwas gegessen, dass vermutlich Huhn mit Pilzen war. Dazu Rinderleber und -niere in einer ziemlich scharfen Soße, Tomate mit Ei, Jiaozi (kleine Teigtäschchen) und so Fladen. Und natürlich: Reis - aber nur, um damit auszugleichen, dass wir die scharfen Rinderinnereien nicht ganz aufessen wollten...

Eigentlich wollten wir danach noch einen Film gucken, aber wir waren so todmüde, dass das nicht mehr drinwar, denn die Nacht vorher haben wir bis 3 Uhr nachts geredet ohne es zu merken. Ja, und heute haben wir uns dann dem Japanisch-Chinesischen Krieg gewidmet: Erst mit einem Film über die Nachkriegszeit in Japan, dann haben wir "der letzte Kaiser" - ein toller Film über Pu Yi den kleinen Jungen bis hin zum alten Mann - geguckt. Und weil wir nicht ganz durchgestiegen sind und ihn wegen Verdacht auf chinesische Propaganda überprüfen wollten, haben wir danach noch eine Zeit über ihn und die Zeit recherchiert und jetzt lese ich grade was zu Mao... Allmählich lernen wir nicht nur die Sprache sondern auch die Hintergründe dieses Landes besser kennen. Immerhin will man ja mitreden können :)

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Weise Weisen

 

Heimat ist nicht

da oder dort.

Heimat ist in dir drinnen

 - oder nirgends.


Hermann Hesse