Rückblick auf verregnete Ferientage und was sonst so schiefgehen kann

Ersteinmal: Entschuldigt! Ich habe dummerweise den letzten Blogartikel als Entwurf abgespeichert, obwohl er bereits fertig war - und danach hatte ich keine Gelegenheit gefunden, einen weiteren zu schreiben, sodass es mir nicht aufgefallen ist - bis jetzt.

 

Von Yan<gmei und dem verdammt coolen Essen danach könnt ihr jetzt also endlich auch lesen. Das war zwar nicht gerade, was zunächst geplant war aber es war dennoch echt cool. Das war letzten Dienstag. Jetzt ist Sonntag und endlich ist das Wetter wieder wie es sich für Südchina gehört: Sonnenschein und angenehme 27°C... Tja, leider sind die Ferien vorbei. Da die Ferien offiziell nur 3 Tage lang sind, haben Schüler und Lehrer hier in China das Wochenende, um die verpassten Stunden vom Donnerstag und Freitag aufzuholen. Leider hatte uns keiner etwas davon erzählt - bis gestern Abend, also viel zu spät. Nicht nur, dass wir so Stunden versäumt haben, im Glauben, ein ähnliches Feriensystem wie in Deutschland vorzufinden (eins, bei dem Wochenende Wochenende ist), nein, wir dürfen auch in einer Nacht neuen Unterricht vorbereiten. Ich hatte mich auf 3 Tage eingestellt, da ich Montag und Dienstag immer frei habe...

Zum Glück hatte ich schnell eine Idee. Ich muss sie gleich noch ausfeilen, dafür habe ich noch 2 1/2 Stunden. Aber der Blog ging gerade vor. Nachdem ich von Bine eine Mail mit der verzweifelten Frage nach einem Lebenszeichen gelesen hatte, ließ mich der vernachlässigte Blog nicht mehr los.

 

Da letzte Woche Johannes in meinem Zimmer gewohnt hat und wir jeden Tag bis spät in die Nacht irgendwas gemacht haben (offengestanden oft so Zeitvertreib wie "Kennst du das Musikvideo? Warte, ich zeig's dir!" - "Das ist cool" - "Ist mir zu Mainstream"... Ihr könnt's euch vorstellen), habe ich keine Gelegenheit gefunden, mich ans Internet zu setzen.

Dazu kam noch, dass wir die ganze letzte Woche nicht nur unbeschreibliches Pech mit dem Wetter, sondern auch mit den Bussen hatten. Wir wollten zum Pizzaessen in die Stadt fahren und brauchen dafür sage und schreibe über 2 Stunden, sodass die Pizzeria schon geschlossen hatte, als wir ankamen. Das haben wir aber glücklicherweise am Donnerstag nachgeholt.

am Donnerstag waren wir dann noch im Guangxi Province Museum, kurz beschrieben eine ordentliche Aufreihung alter Keramik, Porzellan, Bronzegefäße und -Trommeln und diverser, nicht ganz zusammenpassender Bilder und ein Garten im alten stil der Zhuang, der größten Bevölkerungsgruppe in Guangxi.

Angeblich sollen die Bronzetrommeln das Highlight der Ausstellung gewesen sein. Wir waren uns jedoch einig, dass das faszinierendste die Porzellanmalereien waren. Das Porzellan war so perfekt und glänzend, so hübsch, präzise und bunt bemalt, dass ich nur staunend davorstehen konnte. Und das Porzellan sstammte aus einer Zeit, als die deutschen Barbaren sich gerade überlegt hatte, dass man mit schweren, dick gewebten Stoffen und Bärenfellen an den Wänden sein Haus "dämmen" kann. Obwohl ich glaube, dass es bei diesem Brauch eher um die protzige Darstellung der eigenen Kraft ging... Im Gegensatz dazu wirken die Vasen und anderen fein verzeirten Gefäße aus der Zeit zwischen 300 v. Christus bis 1600 n. Chr. zierlich und edel. Auch zuvor hatten die Chinesen schon sauber gearbeitete Keramik, aber das Porzellan und die Porzellankunst entwickelte sich ab dem 2ten Jh. vor Christus. Die Griechen und die Chinesen mögen um diese Zeit herum auf einem ähnlichen Stand gewesen sein. Beide Kulturen auf ihrer Blüte, beide brachten zu dieser Zeit bedeutende Philosophen und Wissenschaftler hervor, auch wenn sich in China nie eine Demokratie entwickelt hat. Zu jener Zeit kämpften viele "chinesische Reiche" untereinander, bis sich wieder eine Dynastie (ich kann mir nie merken welche - ob Ting Tang, Qing, Ming, Wan, die klingen alle gleich. Und es gab noch einige mehr) über alle Teile dieses weiten Landes erheben konnte, verging über ein Jahrhundert. Dennoch ging es zu dieser Zeit den Menschen besser, als unter manchen Kaisern...

Auch als irgendwann die Europäer in die Häfen einliefen, florierte das Land. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hochkulturen, zerfiel diese nicht. Vielleicht liegt es an der Schrift, die all jene Jahrtausende miteinander verbindet, da sie sich kaum geändert und ihre Bedeutung gleichgeblieben ist, Vielleicht auch daran, dass alle Eroberer dieses Landes (China stand oftmals unter Fremdherrschaft) eine weit weniger entwickelte Kultur hatten und sich die chinesische zu Eigen machten. Bis die Europäer kamen... Opium und Feuerwaffen hatten die Chinesen nichts mehr entgegenzusetzen, zum ersten Mal trafen sie auf eine Kultur, die der ihren ebenbürtig und in manchen Bereichen mittlerweile überlegen war und auf Menschen, die darauf aus waren, auf der Suche nach neuen Märkten, Rohstoffen, Macht sich Länder zu Eigen zu machen. Auch mit Gewalt. Seitdem ging es mit China bergab. Nicht nur wegen der Europäer, auch aufgrund unfähiger Herrscher. China verpasste die Chance zum industriellen und wirtschaftlichen Aufstieg. 200 Jahre zu spät versuchen sie nun, die verpasste Zeit aufzuholen, noch gebeutelt vom kommunistischen System, von der Kulturrevolution.

Und jetzt sind wir da, wo wir heute sind: Ein Land, das den größten Wirtschaftsboom der Weltgeschichte hinlegt, ein Land, in dem es mittlerweile vielen Menschen besser geht, als noch vor zwanzig Jahren, aber doch auch ein Land, das seiner Kultur beraubt wurde, ein Land, dass auff dem Papier eine industrielle Großmacht sein mag. Auf den Straßen bleibt es ein Entwicklungsland und wer in China (Und ich meine nicht Beijing, Shanghai, HongKong) war, wird sich fragen, wie dieses Land, das mehr als genug eigene Probleme mit sich herumschleppt, in naher Zukunft die Welt beherrschen soll, wie es in den letzten Jahren Amerika und die EU getan haben.

 

Da bin ich aber weit abgeschweift. Zurück zu unserer Woche: Johannes musste auch im Regen wieder abfahren. Das Wetter hatte kein Erbarmen mit uns und auch der Verkehr ließ zu wünschen übrig: Zum Bahnhof kam er immerhin pünktlich, aber nachdem Ebru und ich ihn abgesetzt hatten und zurück wollten, kam keiner der Busse, die zu unserer Uni gefahren wären. Nach vergeblichem Warten - bestimmt eine halbe Stunde lang - beschlossen wir, zunächst zu Patricks Uni zu fahren, um dann umzusteigen, denn von dort fahren wesentlich mehr zu unserer Uni, als vom Bahnhof aus. Gesagt, getan. Nur leider ging's nicht ganz so schnell. wir saßen bis wir bei seiner Uni waren bereits 1 1/2 Stunden im Bus und der Verkehr wollte sich nicht lichten (Zum Vergleich: Wir haben die Strecke auch schon in 15 Minuten zurückgelegt), also beschlossen wir kurzfristig, ihn zu besuchen. am Ende war es so spät, dass wir - da der Campusbus nicht fuhr, den letzten Bus verpasst hätten und so nahmen wir ein Taxi. Nachts um halb 12 ist gut fahren und so waren wir dann doch irgendwann wieder zuhause. Und verdammt müde. Aber ich musste mit meinem Zeug wieder in mein altes Zimmer ziehen, bevor ich endlich schlafen konnte. Ja, und am Samstag, also gestern, der Tag, der unser Putz- und Waschtag werden sollte, da es endlich nicht mehr schüttete, verstopfte die Toilette (und mein Internetaccount lief aus - man vertröstete uns auf Montag). Leider so sehr, dass auch eine Saugglocke nicht half. Wohlgemerkt: wir hatten keine. Ich habe über 2 Stunden damit zugebracht, in der Umgebung eine aufzutreiben, aber da war nichts zu machen. Bei chinesischen Plumpsklos verstopft eben nichts, nur haben wir leider ein westliches... mit chinesischen Rohren. Als ich endlich die Hoffnuung aufgegeben hatte, war es bereits abends. Betend, dass der Walmart, unsere letzte Hoffnung, bis 10 Uhr geöffnet ist, fuhren wir noch in die Stadt. Ob es am trockenen Wetter lag, oder daran, dass Johannes nicht mehr dabei waren, die Busse fuhren und wir fanden eine Saugglocke. Wie gesagt, leider vergebens. Also riefen wir unsere Linkteacherin an, die sich auch tatsächlich sofort kümmerte. Vorhin war ein Klempner da. Dennoch hat das ganze einfach viel zu viel Stress auf einmal verursacht. Wer glaubt, wir hätten Zeit zum Vokabeln lernen gehabt, hat sich geschnitten.

Ja, wenn man im strömenden Regen, die Hose bis zu den Knien nass, die Schuhe eins mit den Pfützen, an einer Bushaltestelle steht und stundenlang kein Bus kommt, wenn man dabei auch noch unter Zeitdruck steht, dann verflucht man doch ein ums andere Mal den chinesischen Regen, die chinesischen Busunternehmen, die hinesischen Straßenverhältnisse, dann China selbst, dann die Chinesen, die - als Regierung riesige Baustellen in der ganzen Stadt beschließen, um eine U-Bahn zu bauen, die erst 2016 fertig sein soll, dann die Chinesen die einem ihre Regenschirme in die Augen bohren und sich vordrängeln, wo immer es auch geht.

Aber insgeheim hab ich China unglaublich ins Herz geschlossen, da kann auch eine Woche wie die letzte nichts mehr dran rütteln.

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Weise Weisen

 

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Hermann Hesse