Neujahrsreise 2. Teil: Wuzhen und Huangshan

In Hangzhou angekommen, machten wir uns auf die Suche nach unserem Hostel. Mit dem Bus sollten wir von der Haltestelle "Krankenhaus 13" richtung Zoo fahren, der Bahnhof war baustellentechnisch völlig blockiert, quasi unmöglich, sich nur annähernd zu orientieren - geschweige denn die Haltestelle! Eine alte Frau, die Stadtpläne verkaufte baten wir um einen, und fragten sie nach dem Weg. Da lief sie uns schnurstracks voraus, den ganzen Weg (10 Minuten), bis wir plötzlich in einem Gebäude mit grau gehaltenen Wänden standen und wir uns ernsthaft fragten, ob sie uns verstanden hatte. Ja, ihr ahnt es bereits: Unser guter Engel hatte uns direkt ins Krankenhaus geführt! An der Rezeption stand glücklicherweise ein Dame, die vor langer Zeit einge Brocken Englisch aufgeschnappt hatte, ihr konnten wir klarmachen, dass wir statt ins Krankenhaus zum Bus wollten (wir dachten, das eigentlich auch auf chinesisch gesagt zu haben...). Sie übersetzte dann und unser Engel flog voraus, uns im Schlepptau. Sie brachte uns direkt bis zur Haltestelle und wartete sogar mit uns auf den richtigen Bus. 

Am Zoo angelangt die nächste Hürde: Das Hostel zu finden, doch einen steilen Hang hinauf lag es dann und begrüßte uns buntverziert. Am Abend erkundeteten wir noch den in Nebel versunkenen, geheimnisvoll wirkenden Westsee und schossen viele graue, herbstliche Fotos, und als wir Hunger bekamen folgten wir einem Lonelyplanet-tipp in die Jiefang Lu. Das Restaurant was zwar als günstig angepriesen gewesen war, war dennoch ausserhalb unseres Budgets. Doch ein wenig weiter fanden wir ein kleines Nudellokal mit 2,5cm breiten Nudeln für nur 10 Yuan :)

 

Doch nun zu Wuzhen: Am nächsten Tag wollten wir früh nach Wuzhen aufbrechen, man fuhr angeblich 1h in die kleine, alte Kanalstadt aus der Qingzeit. Als wir dann jedoch endlich in Wuzhen ankamen, hatten wir eine Reise quer durch Hangzhou (1 1/2h), die Wartezeit auf den Bus nach Wuzhen und die Busfahrt selbst hinter uns und so war es schon relativ spät. Und kaum aus dem Bahnhof raus wurden wir negativ überrascht: So hatten wir uns Wuzhen nicht vorgestellt: Eine heruntergekommene Kleinstadt, so wie eine jede andere. Als dann Fahrer uns anboten, uns in die eigentliche Kanalstadt zu fahren, was wir jedoch aus Angst abgezockt zu werden ablehnten, wurde uns klar, dass wir noch nicht am Ziel waren. Wie weit es tatsächlich noch war, dämmerte uns erst allmählich auf unserem langen Fußmarsch. Und endlich standen wir vor den Toren. Die Eintrittspreise im Lonely Planet waren offenbar aus dem letzten Jahrtausend, oder in anderer Währung abgedruckt, wir haben jedenfalls das doppelte bezahlt (120 statt 60 Yuan, und das statt für alles auch nur für den Westteil der Stadt!)und hätte ich das vorher gewusst, wären wir wohl nicht hingefahren. 

Sei's drum, wir verbrachten schöne und fotoreiche Stunden in dieserMuseumsstadt (anders kann man es einfach nicht nennen) und kamen mit hungrigen Bäuchen in Hangzhou an, wo wir mal wieder nur aßen und schliefen, denn am nächsten Tag machten wir uns auf zum Huangshan.

 

Mit dem Bus fuhren wir verdammt lange, doch immernoch 2h schneller, als im Lonely Planet angegeben, sodass wir zufällig in Tangkou (Dorf am Fuß des Huangshan) ankamen, als drei weitere Gäste Mr. Hu's, Amerikaner, in Tunxi (Huangshan city) aus dem Bus stiegen. Mr. Hu, der sich weder deren noch unsere Namen notiert hatte, glaubte nun, als er bereits in Tunxi war, seine Amis seien nun in Tangkou gelandet... Letztendlich war es das reine Durcheinander und wir mussten mindestens 20 Minuten im Schneetreiben (ja, es war kalt!!!) auf seinen Fahrer warten und ich glaube, die Amis traf es ähnlich schlimm....

Am Abend setzte Mr Hu uns alle nämlich zusammen zum Abendessen, die Ausländer können sich sicher gut unterhalten - und so wars dann auch. Schnell hatten wir die ganze Verwechslung aufgedeckt und uns auch sonst über allerlei Chinaerfahrungen ausgetauscht.

Die drei wollten am nächsten Tag auf dem Berg übernachten, wir jedoch auch wieder hinabsteigen, sodass wir nach einer durchfrorenen Nacht (Mr Hu's Klimaanlage, die für Wärme hätte sorgen sollen, brachte es auf nichtmal 10°C) früh aufbrachen. 

Wir kauften uns noch Spikes, denn der Boden war tiefgefroren und zum Teil sehr glatt, dann ging es hinauf: Treppen und Treppen. Und als wir dachten, bald oben zu sein: Noch mehr Treppen und Treppen und Treppen. Zu guter letzt waren wir 1864m hoch gestiegen, konnten über ein weites Wolkenmeer mit herausragenden, schneebedeckten Bergspitzen blicken und die Sonne genießen. Das hatten wir uns aber auch redlich verdient! Ich weiß nicht, wie viele Stufen es letztendlich waren, rauf und runter und wieder rauf. Caro glaubt um die 50.000...

Es war bereits Nachmittag, als wir oben waren und da wir Angst hatten, im Dunkeln nicht beleuchtete, eisige Wanderwege hinabzusteigen, nahmen wir auf dem Rückweg die Seilbahn den Berg hinab. Unten erwartete uns ein kriegsartiger Lärm. Überall krachte und explodierte es. Es war der 22.1., der Abend vor Neujahr und das Städtchen hatte sich mit Böllern bis unter die Hutkrempe eingedeckt und knallte, so lange und so laut es nur konnte. Uns machten sie diese Nacht ziemlich zu schaffen. Zu der Kälte kamen die vielen Explosionen die an Weltuntergangsszenarien erinnerten und einen jedesmal erschreckten. 

Wir wollten am nächsten Tag auf jeden Fall weg, auch wenn das Abenteuer auf dem Huangshan wirklich toll, wenn auch anstrengend, so doch einmalig und erinnerungswürdig war, wir wollten weg!

Doch am nächsten Tag fuhren keine Busse. Der nette Mr Hu fuhr uns dann noch bis nach Tunxi (Huangshan City) und brachte uns auf unseren Wunsch zu einem Binguan, einem sehr billigen Hotel. Und das war es dann auch, die Klimaanlage funktionierte nichtmal ansatzweise, die Decken waren viel zu klein und dünn, die Kloschüssel kaputt, das Abflussrohr des Waschbeckens rutschte aus der Verankerung. Daraus haben wir gelernt: Zimmer vorher ansehen, jedenfalls wenn es nicht zur Jugendherbersvereinigung gehört oder im LP empfohlen ist.

Immerhin hat die Stadt einen netten Altstadtkern, und wir fanden noch gutes Essen - trotz Chinesischem Neujahr.

In jener Nacht freuten wir uns schon auf unser nettes Hostel in Hangzhou. So viel macht die Wahl der Herberge aus, zumindest bei dieser Kälte.

 

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