Neujahrsreise 6.Teil: Yangshuo und Sheshan

Nachdem wir Guangzhou in verschiedenen Richtungen verlassen hatten, Johannes zurück nach Hause und Caro und ich in Richtung Teala fuhren, wurde das Wetter merklich schlechter. Aber wir freuten uns schon darauf, Teala zu treffen und so genossen wir die Fahrt nach Yangshuo (auf der Strecke hielten wir irgendwo an einer provisorischen Busstation, die aussah, als wären wir am Ende jeglicher Zivilisation), um gleich oder am nächsten Morgen nach Gongcheng rüberzufahren. So der Plan. Aber daraus wurde nichts, da mal wieder keine Busse fuhren. Erstmal ein bisschen verwirrt und verärgert (ich dachte erst, die Frau würde einfach immer "Mei you" - gibt's nicht - sagen, weil sie sich nicht mit uns verständigen wollte) blieb uns also nichts anderes übrig, als zwei Tage in Yangshuo zu bleiben. Da Yangshuo aber eins der Traumziele für Backpacker ist, machten wir uns nichts draus :) Wir hatten ein gutes Hostel, die Landschaft ist schön und die Stadt selbst zwar extrem touristisch, aber dafür auch vollgestopft mit netten Läden, Cafés und Restaurants und immer noch übersichtlich. Das schönste an Yangshuo sollen Ausflüge - am besten per Rad - in die Umgebung sein und so liehen wir uns trotz nicht optimaler Wettervorhersagen für 10 Yuan Räder und los ging's, denn morgens kam sogar ein wenig die Sonne heraus. Doch das änderte sich bald. Wir fuhren noch eine Weile im Regen weiter, zunächst, weil wir eh keine andere Wahl hatten, dann weil wir ja bereits nass waren. Zum Glück waren wir mit Regenjacken aufgebrochen, denn der Regen wurde immer schlimmer und auch der böige Wind nahm immer mehr zu. Irgendwann kehrten wir dann doch um und kamen bereits am frühen Nachmittag pitschnass und kalt wieder in Yangshuo an. Nachdem wir uns ordentlich aufgewärmt (schwer zu bewerkstelligen, da die Dusche kalt war...) und trockene Sachen angezogen hatten, verbrachten wir den Rest des Nachmittags in einem schönen, hellen und warmen Café, haben Pfannkuchen und Milchshakes genossen, gequatscht und die Leute im Café beobachtet. Das hat so viel Spaß gemacht und war so angenehm, dass wir bis in den abend hinein dort saßen. Abends gab es dann überall entlang der Straße Stände, an welchen du die typischen Reis-schwarzer Sesam-Bällchen bekommen konntest und es schien als sei die ganze Stadt auf den Beinen, um sich ihre traditionelle Speise zum Laternenfest (Ende des chinesischen Neujahrs) abzuholen. Im Park hingen abertausende, wunderschöne Laternen und eine Bühne war aufgebaut auf der Sketche, Musik und Tanz dargeboten wurden. So hatte sich die extra Nacht tatsächlich gelohnt, besonders da wir spätabends noch mit einem tollen Feuerwerk überrascht wurden. 

 

Am nächsten Tag brachen wir dann nach Gongcheng auf, wobei wir den Bus beinahe verpassten, weil wir darauf vertraut hatten, dass der Mann, den wir gefragt hatten uns wie besprochen rechtzeitig sagt, wo der Bus hält. Rechtzeitig war es bestimmt nicht, war der Bus doch im Begriff gerade die Busstation zu verlassen.

In Gongcheng holte Teala uns per Taxi ab, um in ihr Dorf - Sheshan, eine Ansammlung von vielleicht 30 - 50 Häusern, Plantagen und Gemüsebeeten - zu fahren. 

Es ist wirklich schön dort: Ein Fluss fließt durch die Ortschaft, der von zwei provisorisch gebauten Brücken überquert wird, es liegt inmitten von Kalksteingipfeln und die Luft ist wunderbar klar. Auch die Sonne kam mal wieder zum Vorschein, als wir dort waren, aber kalt war es dennoch. Und das war die Kehrseite der Medaille: Da die Häuser keine Glasscheiben in den Fenstern haben und alle Türen immer aufstehen (warum auch nicht, ohne Fensterscheiben oder sonst irgendeine Isolierung?) war es drinnen genauso kalt wie draußen. Aber dick eingepackt und sich um die Wärmelampe unter dem Wohnzimmertisch herumgekuschelt ließ es sich dann ganz gut aushalten. Da ich aber schon zuvor in Yangshuo bei unserer Radtour so nass geworden bin, war ich die meiste Zeit dieser Tage am niesen. Das besserte sich erst im wärmeren Nanning wieder. Aber trotz der Kälte habe ich sehr schöne Erinnerungen an diesen Ort: Teala hat mit uns Kalligraphie geübt, jetzt weiß ich endlich wie man die meisten Zeichen zu schreiben hat, die einem so vor die Nase fallen, wir haben Filme geschaut (Ja, Strom gab es!), Teala hat uns das Dorf und die Umgebung gezeigt, wobei wir auch auf einen der Karstberge stiegen, und ich hab mit der einen Katze gekuschelt (die andere war zu scheu). Caro hat den Hund liebgewonnen und ich war froh, dass es nach dem ersten Abend kein Huhn mehr gab, denn die liefen immer quer durchs Wohnzimmer und hätte es Huhn gegeben, hätte ich mich gefragt, welches es gewesen wär (obwohl es unglaublich gastfreundlich ist, für uns zwei zum Willkommenheißen extra ein Huhn zu schlachten)...

Duschen ohne fließendes Wasser muss man mal gemacht haben - im Bottich über dem Feuer erhitzt war es sogar schön warm - und es war so nett, wie Teala und ihre Eltern uns aufgenommen haben. Natürlich haben wir mit ihren Eltern nicht sonderlich viel reden können, die beiden sprechen ja kein Englisch, aber dass sie auch Mandarin nicht fließend sprechen (nur den Dialekt Zhuanghua), kam mir gelegen: So waren ihre Sätze einfach gestrickt und langsam, sodass ich mehr verstanden habe, als bei manch anderem. 

Ich muss gestehen, so schön es auch war, die Kälte kroch von Tag zu Tag tiefer in einen hinein, und so war ich doch froh, wieder Richtung Nanning in die Wärme zu kommen. Da wir für selbigen Tag keinen Zug mehr bekamen, blieben wir für eine Nacht in Guilin, nah am Bahnhof, um am nächsten Morgen früh abzureisen. Es goss aus Eimern und kalt war es sowieso, an jenem Abend sahen wir nur zu, etwas zu essen zu bekommen, sämtliche Pläne, sich noch etwas umzusehen, fielen ins Wasser.

Ja, und schon war unsere Reise vorbei, Nanning begrüßte uns wieder mit ihrem schmutzig-grauen Gesicht, der Campus war noch wie ausgestorben, sollte sich aber in den folgenden Tagen füllen...

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