Das Fest, Gruppenarbeit und Regen

Letztes Wochenende feierte die Uni 60-jähriges Jubiläum. Es war eine große Veranstaltung auf die sich lange im Voraus vorbereitet und die ganze Uni auf Hochglanz gebracht wurde. Geländer wurden übergestrichen, das Laub aus jedem Busch gepflückt, die Straßen gereinigt und mit Fahnen und Wimpel-Girlanden geschmückt, zwei große Bühnen wurden aufgebaut, jeder Student bekam ein Uni-T-Shirt in der seinem College zugeordneten Farbe, sodass man auf den ersten Blick wusste, ob derjenige eine Sprache, Wirtschaft, Kunst oder sonst irgendwas studiert. Die ganze Woche war das Unigelände vom Schall der Proben erfüllt, bei denen im Allgemeinen die Boxen viel zu laut aufgedreht waren. 

So viel Mühe für einen einzigen Tag! Der Unterricht viel an jenem Freitag aus. Vormittags fand eine Veranstaltung mit vielen Reden und einem Aufzug aller Studenten statt, abends wurden spektakuläre Tanz- und Gesangnummern aufgeführt, bei denen sich das Zuschauen tatsächlich mehr als gelohnt hat. Zum einen wurde fast gar nicht geredet - gut für jemanden, der eh nichts versteht - zum anderen waren die Performances sehr gut einstudiert und es war eine Freude zu sehen, wie synchron sie tanzten. Mal wieder wurde deutlich wie extrem gut die meisten jungen Chinesen aussehen, natürlich waren alle in wirklich tolle Kostüme gehüllt, aber zum Glück wurde auf die sonst bei solchen Festen meist übermäßige Schminke (im traditionellen chinesischen Stil) im großen und ganzen verzichtet. Es war wohl bislang die beste Vorstellung, die ich in China gesehen habe. Allein die Anzahl der Tänzer und Sänger war schon beeindruckend, sodass der Gesamteindruck einfach bombastisch war. Fotos bekommt ihr auch noch zu sehen, versprochen!

Diese Woche - die ja auch schon beinahe wieder vorbei ist - ist der Alltag natürlich wieder vorherrschend. Mein absolutes Highlight im Unterricht waren wohl die Unterrichtsstunden am Mittwoch mit meinen Juniors und meiner Seniorklasse. Zum ersten Mal in meiner Zeit hier hat Gruppenarbeit wirklich funktioniert. Und damit meine ich wirklich Gruppnarbeit: Fast alle haben sich in ihrer Gruppe beteiligt und sehr gut zusammengearbeitet. Sonst bin ich ja schon froh, wenn ich ein Drittel zum richtig arbeiten kriege, diese Woche stimmte aber offenbar alles - ich hatte auch extra die Sitzordnung dafür verändert (meinen Juniors111 gefällt die so gut, dass sie ihren Klassenlehrer gefragt haben, ob sie die Tische so stehen lassen können und - voilá! sie dürfen ) - sodass um die 90% meiner Schüler gearbeitet haben. Viel mehr kann man wohl kaum erwarten, oder? Einzig traurig war die Tatsache, dass sie die schönen Pappkarten, die ich vorbereitet habe in der Gegend herumgeworfen haben und auch nachdem ich es einige Male vorgemacht hatte, nicht durchschaut haben, wie sie die Karten von einem Tisch zum nächsten rotieren lassen sollen, da musste ich dann jdesmal einspringen und von Tisch zu Tisch laufen. Na, nächstes Mal klappt das dann auch ;) und meine Seniors haben es richtig gut gemacht! Ich bin echt froh!

English Corner fiel diese Woche wegen Regen aus, wovon ich nichts wusste, dennoch hinging und dann zwei andere traf, die zur English Corner wollte und gerade im Begriff waren zu gehen. Dass ich dann kam - die eigentlich auch wieder verschwinden wollte - war natürlich für die zwei ein Grund zu bleiben und nach einiger Zeit gesellten sich noch einige andere dazu. Da wir nicht so viele waren, und meine Lieblingsleute nicht da waren floss das Gespräch nicht ganz so schön, wie sonst, dennoch verquatschten wir mal wieder den ganzen Abend bis nach 11. Dann begann es erneut zu regnen, nachdem es in der Zwischenzeit ziemlich trocken gewesen war und als der Regen heftiger und heftiger wurde, wurde sich schnell verabschiedet, Chinesen sind aus Zucker...

Ich schlenderte in Ruhe nach Hause wurde pitschnass, scherte mich nicht weiter drum, und habe nun einen leichten Schnupfen...

Nachdem es so lange so heiß und sonnig war, regnet es nun schon seit 4 Tagen heftig und beinahe durchgängig, es ist stark abgekühlt, sodass man - bei nur noch 25°C - zwar noch in T-shirt und Shorts rumlaufen kann, aber der Schweiß einem nicht mehr von der Stirn läuft. Da die Straßen bereits überschwemmt sind und der Boden aufgelöst in den endlosen Pfützen treibt laufen die meisten in Badelatschen mit extrahohen Sohlen herum, ich ziehe die Sandalen jetzt immer vor der Wohnung aus, um nicht mehr als nötig einzusauen.

Vor zwei Tagen, in einer der Regenpausen, machte ich einen Spaziergang - barfuß - weil ich das Gefühl von nasser Erde und nassen Grashalmen mit vertrockneten Spitzen zwischen den Zehen so gerne mag. Nun, die Freude währte nicht lange, bald hatte ich einen langen Dorn in der Ferse stecken. Als ich ihn herauszog färbte das Blut meine Sohle rot, ich humpelte nach Hause, säuberte und desinfizierte das Ganze. Es tut immer noch weh, aber ich kann schon wieder einigermaßen normal laufen, der Schmerz ist ignorierbar und entzündet hat es sich auch nicht, also alles gut.

Nur bin ich dadurch und wegen des Regens verdammt faul geworden; die letzten Tage war ich nicht laufen oder habe mich sonst viel bewegt... Draußen schüttet es immer noch - oder schon wieder - aus Eimern.

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Weise Weisen

 

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