Konzertabend

Erstmal muss ich meinen Ärger über den Typ loswerden, der bei Expectea arbeitet: Der scheint sich nicht die geringste Mühe zu geben, mich zu verstehen, dabei kann das wirklich nicht so schwr sein, meine Aussprache wirdd schließlich eher besser als schlechter... Und wie versteht man bitte "ManGouBingXia", wo ich doch deutlich "HongDouBingXia" gesagt habe?

Nun, das ist vielleicht noch zu verzeihen, aber als mir der Fehler auffällt (als er mir den Mango-Smoothie hinstellt) und ich sage: "Zhege bu shi wode, wo yao le HONGDOUBingXia" (Das ist nicht meiner, ich wollte Rote-Bohnen-Smoothie), antwortet er darauf: "Dabao ma?" - Zum Mitnehmen? 

WARUM???

Naja, ich war erstmal sauer, weniger wegen des Mango-Smoothies, den mag ich auch gern, sondern vielmehr, weil einige es immer noch nicht für nötig halten, mal auf das zu achten, was ich eigentlich sage. Gehen die immer noch davon aus, dass ich mich sowieso nicht ausdrücken kann, sodass zuhören sinnlos ist?

Am Anfang waren Missverständnisse nie auszuschließen, weil unser Chinesisch damals einfach bei weitem zu schlecht war, aber das hat sich mittlerweile gewandelt, ich suche jedenfalls den Grund für solche Missverständnisse sicher nicht bei mir. Manchmal sind die Leute hier einfach ignorant.

 

Eigentlich wollte ich aber von gestern Abend berichten, als ich gemeinsam mit Teala und zwei ihrer Freunde in ein klassisches Konzert gegangen bin und danach auf der Zhongshan Lu gegessen habe. Einer von Tealas Freunden hat von seinem Lehrer - warum auch immer - vier Tickets geschenkt bekommen, sodass wir umsonst das Konzert genießen konnten. Die Tickets waren tatsächlich ziemlich teuer, ich fragte, ob man als Student günstigere Tickets kriegt, aber das wurde verneint. Dennoch waren wesentlich mehr junge Leute (Studenten bis ~35 Jahre) im Konzert als ältere, was mich erst überraschte, eigentlich aber logisch ist, da sich in China mit der jüngeren Generation erst wieder eine kulturelle, gebildete Schicht entwickeln muss, die ältere Generation war schließlich noch Opfer der Kulturrevolution und ihrer Folgen. 

Dementsprechend war das Konzert längst nicht ausverkauft, was schade war, da es durchaus sehens- und hörenswert war, und der Dresscode ist noch entspannter als in Deutschland, ich kam mir mit meiner schwarzen eleganten Hose etwas overdressed vor zwischen all den Leuten in Shorts und T-Shirts. Aber besser over- als underdressed. 

Etwas störte mich dann doch an dem Konzert: Zwischendrin liefen ständig Leute herum, standen auf, warum auch immer, es hielt sie nicht auf ihren Plätzen. Zwischendrin wurde dann unter den Zuschauern noch irgendwas verlost. Jeder sollte eine SMS an die gegebene Nummer senden. Das kostete unnötig Zeit, da hätten sie lieber noch zwei Stücke spielen können, wär wesentlich spannender gewesen. Aber davon abgesehen war es schön. Sie spielten die aller populärsten europäischen Stücke, deren Motive jedem im Ohr klingen wie Schwanensee, Beethovens 5te, kleine Nachtmusik...

aber eben auch einige Kompositionen chinesischer Künstler, die mir unbekannt waren und auch sehr schön. Allerdings schienen diese auch sehr bekannt zu sein. Das vielleicht vierjährige Mädchen hinter mir sang jedenfalls mit... Hilfreich, natürlich mehr für die Chinesen als mich, war, dass jedes Stück und sein Komponist kurz vorgestellt wurde. Ich habe nur versucht, den Namen des Komponisten herauszuhören, die oft ähnlich zur Version in der Originalsprache klingen (Bei Dou Fen = Beethoven, Mo Zha Te = Mozart, Chai Ke Fu Si Ji = Tschaikowsky...)

 

Nach dem Konzert aßen wir uns eine gute Stunde lang durch die Zhongshan Lu: Hier ein Snack, da einer. Wir hatten Austern in Rührei, aufgespießte Octopus-Tentakel, Shrimps und Nudelrollen (Chang Fen, zum googlen) und Mango-Passionfrucht-Saft.

Super schöner Abend, danach war ich verdammt müde, aber es hat sich gelohnt!

 

Mag sein, dass die Zeit in China noch nicht wieder reif ist, für anspruchsvolle und unbekanntere Musik. Die anderen drei waren jedenfalls wirklich begeistert und 

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