Wochenende in Pingguo

Das Wochenende in Pingguo - unser Weihnachten sozusagen - war echt schön: Mit der Begründung uns mal eine ländliche Stadt zeigen zu wollen, wurden wir während Paul hier war zu diesem Trip eingeladen. Mit dem Bus ging es 1 1/2h Richtung Nordwesten durch schöne Reisfelder und an kleinen Dörfern aus weißgekalkten Häuseransammlungen vorbei. Außer uns und Cherry waren nur Männer mit - schließlich war der Grund des Trips ein Treffen mit der Pingguoer Mannschaft um sich gegenseitig im Basketball, Volleyball, Fußball und Tennis auszustechen. Die Atmosphäre war sehr angenehm und kumpelhaft, schon die Busfahrt ging durchs Quatschen recht schnell um. In Pingguo wurden wir bei schneidendem Wind - es war viel kälter als in den Menschenmassen und Häuserschluchten des etwas südlicher gelegenen Nannings - herzlich empfangen. Wie so Sitte bei den Chinesen gab es ein Festmahl zu Ehren der Gäste (Und Festmahl ist nicht untertrieben, es war seehr seehr guuut), wobei wieder und wieder angestoßen und herumgegangen und jeder mit einem Toast begrüßt wurde, bis letzten Endes alle betrunken, zumindest jedoch beschwipst waren. 

Und obgleich wir nicht sonderlich viel Chinesisch konnten, hatten wir doch einige Gelegenheiten mitzulachen. Uns zuliebe haben die Männer am Tisch nämlich versucht, English von sich zu geben (mit mäßigem Erfolg, was das Verständnis, aber großen was den Spaßfaktor anging). Nach dem Mahl ging es gemeinsam erst 500 Meter zu Fuß, um das Essen zu verdauen, dann per Bus noch eine ganze Ecke weiter zum KTV. Manch einer mag sich an die Situation zu Beginn des Term erinnern, diesen schrecklichen Karaokeabend, nach dem wir von derlei Veranstaltungen bis Liuzhou erstmal Abstand genommen hatten. Die Ausgangsbedingungen waren tatsächlich ähnlich: Viele an- bis betrunkene Männer, ein paar angeschwipste Frauen. Aber an dem Abend wäre ich auf den Vergleich niemals gekommen. Die Akustik war besser, der Raum größer, die Leute netter und weniger aufdringlich, es wurde getanzt. Irgendwann entschieden wir uns jedoch zu gehen, denn der Alkoholpegel stieg ununterbrochen und nachdem wir beim Tanzen dann später am Abend doch etwas bedrängt wurden (Ebru hätte fast das Kotzen gekriegt, weil der eine große, unangenehme Chinese sie dermaßen an ihren exfreund erinnerte ^^) und wir immer müder wurden, war es genug.

Am Samstag trafen wir uns dann früh am Morgen - die ein oder anderen sahen noch recht geplättet aus - um eine Stadtrundfahrt zu machen, dann ging es zum Barbecue an dem wunderschönen, kupfergrünen Liu Jiang, bei dem wir uns die Bäuche vollschlugen und die vielen bunten Schmetterlinge bewunderten, die dort herumschwirrten. Vollgefuttert fuhren wir dann zum Basketball und Volleyballmatch. Bei letzterem sollten wir auch mtspielen, denn in der gegnerischen Mannschaft spielten auch 2 Frauen und Cherry wollte nicht. Viel gespielt haben wir nicht, aber immerhin waren wir da ;)

Hinterher hieß es natürlich: "Good Job!" - ja, Chinesen lügen immer ein wenig, wenn es um Komplimente geht. In meinem Fall noch etwas mehr, als in Ebrus was das Volleyballspielen anging...

Ja, und weil Chinesen so gerne essen, ging es danach aus Pingguo raus zu einem Haus inmitten von Plantagen, um erneut zu futtern. Aber offenbar war keiner der Anwesenden sonderlich begeistert, man sagt natürlich nichts, behauptet es sei lecker, aber an jenem abend griffen alle verdächtig früh zum Reis...

Danach wollten die Männer tatsächlich noch Fußball und Tennis spielen. Als wir am Fußballfeld ankamen, war es bereits dunkel, die wärmende Sonne fort, hatte überall hinkriechende Kälte zurückgelassen, und: Das Feld war bereits belegt! Und das spiel noh in der ersten Halbzeit (was wir erst später, beim seitenwechsel bemerkten, was auch in etwa der Zeitpunkt war, an dem wir uns entschlossen, der Müdigkeit und Kälte nicht länger trotzen zu wollen, da in uns schon seit einer Weile der Wunsch nach einem warmen Bett aufkeimte). So ließen wir die sportbegeisterten zurück und fuhren mit Cherry heim. Das war also unser Heiligabend - eben mal völlig anders.

 

Am nächsten Tag nach dem Frühstück traten wir dann auch die Rückreise an, im Kopf schöne Erinnerungen und auf ebru's Kamera schöne Fotos, die ihr auch auf der Homepage findet!

 

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